Plötzlich allein!

Erst gestern noch, dem langen Osterwochenende sei Dank, saß ein vor Freude bis über beide Ohren strahlendes Kind neben mir im Bett. Ben hatte neben uns Papa entdeckt und lies entzückt verlauten: “Da, de Papa! Mama, da. De Papa!” Heute Morgen hingegen leuchteten diese kleinen großen braunen Kinderaugen nicht, denn wir waren allein. Nicht allein allein, aber dennoch:

Alleinerziehend mit Mann!

… Und Papa wieder weg. Bereits die zweite Woche in Folge und aller Voraussicht nach werden auch noch mindestens weitere dreiundzwanzig folgen. Dreiundzwanzig Wochen, deren Werktage und gegen Ende hin die gesamte Woche wir zwei, Mutter und Sohn, allein bestreiten werden. Als Duo und das, obwohl unsere Entscheidung einst auf Trio fiel. Eindeutig!

Ich weiß: in den Augen vieler Frauen, derjenigen, die diese, für uns neue und vermutlich deshalb auch so befremdliche, Situation ihren Alltag nennen, weil ihre Männer, die Väter ihrer Kinder, berufsbedingt generell nur an den Wochenenden am Familienleben teilnehmen können oder gar derjenigen Alleinerziehenden, die von vornherein in die Mutter-, wie auch die Vaterrolle schlüpfen und deren Leistung viel zu oft verkannt und leider viel zu selten angemessen gewürdigt wird, mögen meine, besser gesagt unsere Probleme, sollte dieses Wort hierfür überhaupt geeignet sein, als lächerlich erscheinen. Lächerlich, weil ihre Gewohnheit uns offenbar enorme Schwierigkeiten bereiten zu scheint.

Ich muss zugeben, man lernt die Ruhe, die man hat, wenn das Kind schläft und der Partner außer Haus ist, schnell zu schätzen – Ich meine, wer kostet es nicht aus, ein ausgiebiges Schaumbad zu nehmen, die Lieblingsspeise an mehreren Abenden hintereinander zu genießen oder aber sich der sonst hart umkämpften Macht der Fernbedienung zu erfreuen? Ja, ganz genau. Keiner! – und möchte sie auch nichtmehr missen. Nichtsdestotrotz wiegen all diese Vorzüge unserer aktuellen Situation nicht im Geringsten den Verlust, den vor allem Ben wieder und wieder erleidet, nicht auf. Fiel ihm der erste richtige Abschied von Papa, der ihn letzte Woche Montag noch in die KiTa brachte, um danach umgehend nach Frankfurt aufzubrechen, um dort eine halbjährige berufliche Weiterbildung anzutreten, noch einigermaßen leicht, schließlich war es für ihn ein ganz normaler Morgen, änderte sich dies gestern Abend schlagartig. Ben schien zu spüren, dass Papa in Aufbruchstimmung war, fand somit nur schwer in den Schlaf, rief in der Nacht mehrmals nach “Papa” und schlief unruhig, wie schon lange nicht mehr.

Ein Neuanfang

Kein Wunder! Gleicht dieser Schritt meines Mannes, für den wir uns letztendlich nach einem langen und steinigen Weg der Entscheidungsfindung gemeinsam entschieden haben, werden wir anschließend immerhin alle davon profitieren, doch einem Neuanfang. Einem Neuanfang für uns alle! Nicht nur er muss sich, einige hundert Kilometer getrennt von seinen Liebsten, in einer Art Internat einleben. Nein, auch wir, Ben und ich, starten wieder bei null und werden uns nach und nach einen neuen Alltag organisieren und versuchen müssen, Haushalt, KiTa und Job unter einen Hut zu bringen und das ohne jegliche Hilfe und Unterstützung von außen. Dass wir, als Partners in Crime, dieser Herausforderung gewachsen sind, daran zweifle ich keinesfalls, ebenso wenig wie an der Tatsache, dass diese doch sehr aufreibende Zeit, inbegriffen der hohen finanziellen Belastung, uns als Ehepaar und auch als gesamte Familie noch enger zusammenwachsen und die gemeinsame Zeit noch intensiver erleben lässt. – Dass allein schon die Tatsache ‘Eltern sein’ genügt, um aus einem einstigen Liebespaar ein Streitpaar werden zu lassen, muss ich euch vermutlich nicht näher erläutern… –

Prioritäten

… Die Prioritäten aber haben sich  geändert. Und die oberste, an allererster Stelle stehende, ist für mich, als mit Mann alleinerziehende working mom, selbstverständlich mein Kind. Ben, der aktuell keine andere Wahl hat und sich, mit seinen knapp zwanzig Monaten, anpassen muss. Anpassen an unseren neuen, noch straffer getakteten Alltag. Dass dies und ebenso er funktionieren wird, steht außer Frage, ist er doch ein größtenteils so unkomplizierter kleiner und doch schon großer Junge, auf den man als Mutter nur stolz sein kann! Dennoch habe ich mir zur Pflicht gemacht, in der Zeit, in der er sich im Verzicht üben muss, noch gezielter auf seine Bedürfnisse einzugehen um den Mangel, der vorübergehend herrschen wird, zu kompensieren.

Zum Wohl meines Kindes und zum Wohl meiner Familie notfalls auch auf Kosten meiner eigenen Bedürfnisse, denn mein größtes Glück sind diese zwei:

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